Anekdoten
* Interview einer Bratscherin im Rahmen einer Untersuchung der Musikergesundheit 11.11.2012: „Und dann habe ich mich kerzengerade auf den Stuhl gesetzt, man fühlt sich beobachtet.“
Unter uns: … der Bratschenohrensessel war entfernt worden.
* Ganz im Sinne einer technischen Universität gibt sich das Collegium Musicum erfinderisch und technisch begabt:
Schon mehrfach wurden für Audimax-Konzerte die Chortreppen in einem ausgeklügelten System aus leeren Bierkästen und Kabelbindern konstruiert. …damit hinter dem Orchester noch der Chor zu sehen ist.
…aber das Wichtigste:
Bis die 50 Bierkästen leer waren………………!!!
* Aus der Chorgeschichte:
Der Chor des Collegium Musicum wurde 1977 auf einen Vorschlag der Universitätsleitung gegründet. Dafür wurde eine Musikpädagogin aus Erfurt angestellt. Sie leitete fortan die Proben. Zu Beginn hatte der Chor keinen eigenen Probenraum. Man traf sich im Wohnheim um dort „Pantoffelproben“ abzuhalten. Gerade diese Atmosphäre bei gleichzeitig hohem künstlerischen Niveau brachte dem anfangs nur aus zwölf Mitgliedern bestehenden Ensemble bald regen Zulauf.
Anekdotenauslese folgender Abschnitt aus dem Buch:
„Zwischen Götterspeise und Ochsenmenuett“
Verlag Neue Musik, Berlin, 1973; Bemerkung: sehr zu empfehlen
1* Aus dem Angebot einer Züricher Schallplattenfirma:
„Johann Sebastian Bach: ‚Komm süßer Tod‘ – Zürcher Ärzte Chor“
2* Zeitungsanzeige vor hundert Jahren:
„Junge unverheiratete Dame sucht für ihre enge Räumlichkeit ein aufrechtstehendes Instrument.“
3* Während einer Reise kam der Thomaskantor (J.S.B.) nach Altenburg. Es war Sonntag, und er ging zur Kirche, um möglichst unerkannt seinen ehemaligen Orgelschüler Johann Ludwig Krebs zu hören. Die Überraschung war auf seiner Seite, als eine improvisierte Fuge mit dem Thema B-A-C-H erklang, die meisterhaft beendet wurde. Bach soll später gesagt haben, er habe nur einen einzigen Krebs in seinem Bache gefangen.
4* Johann van Beethoven, Bruder des Komponisten Ludwig van Beethoven gelangte in späteren Jahren zu Wohlstand und kaufte sich ein kleines Gut. Stolz schickte er Ludwig eine Visitenkarte mit der Aufschrift:
Johann van Beethoven
Gutsbesitzer
Das Antwortschreiben trug die Unterschrift:
Ludwig van Beethoven
Hirnbesitzer
5* In der Oper „Carmen“ haben Flöte und Harfe im Zwischenspiel eine langausgedehnte Solostelle. Einige Takte vor ihrem Ende befand sich in der Partitur einer kleineren Opernbühne
– dick mit Rotstift eingetragen – die Bemerkung:
„Hier sind die Bratschen zu wecken.“
6* Kurz vor Beginn eines Konzertes stürmte Hans von Bülow die Treppe zu seiner Garderobe hinauf und prallte auf dem Treppenabsatz mit einem unbekannten Herrn zusammen. „Esel“ sagte der Fremde.
Der Dirigent blieb kurz stehen, lüftete den Zylinder und erwiderte höflich:
„von Bülow“.
7* „Nun, sind Sie auch immer sehr fleißig?“, fragte Bülow einen nicht gerade begabten Komponisten.
„Es geht, Herr von Bülow, ich schreibe ab und zu.“
„Nicht möglich“, staunte Bülow, „auch zu?“
8* Zahlreiche Proben waren nötig, um ein neues Werk des Berliner Komponisten Max Butting zur Uraufführung zu bringen. Endlich war es soweit. Rolf Kleinert trat ans Pult, schlug die Partitur auf und entdeckte einen Zettel, auf den jemand geschrieben hatte:
„Nicht jeder Butting ist eine Götterspeise.“
9* Dietrich Buxtehude übernahm 1668 das ehrenvolle Amt des Organisten der Lübecker Marienkirche. Zu Beginn seiner Tätigkeit hatte er viel Ärger mit dem Chor.
Von den Ratsmitgliedern erhielt er den Auftrag, eine neue Kantate zu schreiben. Das war ihm ein willkommener Anlaß, Rache am Chor zu nehmen. Als Text wählte er die Worte:
„Wir können nichts ausrichten wider Gott, dem Herrn.“
Den Anfang bildete eine Fuge, und die Bässe setzten mit den Worten:
“ Wir können nichts, wir können nichts…“ ein.
Dann folgten die Tenöre:
“ Wir können nichts, wir können nichts…“, ebenso Alt und Sopran.
Und der ganze Chor versicherte der Gemeinde im Fortissimo:
“ Wir können nichts, wir können nichts!…“
10* Als Dvorák in Brünn eine seiner Sinfonien dirigierte, ging er nach der Probe zum Friseur. Beim Haareschneiden erzählte ihm der Figaro vom Dvorák-Konzert und riet ihm, sich schnell eine Karte zu besorgen. An der Abendkasse gäbe es sicher nur noch Stehplätze.
„Ja, ja“ seufzte der Komponist verdrießlich, „jedesmal wenn der Dvorák dirigierte, habe ich stehen müssen.“
11* Immer wieder widmete sich Hans Eisler intensiv den Kompositionen des J. S. B., besonders aber dem „Wohltemperierten Klavier“, dessen Präludien und Fugen er scheinbar auswendig kannte. Diese Studien waren für ihn eine Selbstverständlichkeit. Dazu erklärte er einmal lakonisch:
„Das ist nicht nur Studium, es ist auch ein gutes Mittel zum Abreagieren des Größenwahns!“
12* Der schon weltberühmte Gershwin reiste nach Paris, um noch bei Maurice Ravel Kompositionsunterricht zu nehmen. Der lehnte mit den Worten ab:
„Weshalb möchten Sie ein zweitrangiger Ravel werden, wenn Sie bereits ein erstrangiger Gershwin sind?“
13* Der Berliner Hochschulprofessor Günter Kochan hatte zwei angehende Sänger in Harmonielehre zu unterweisen. Bald stellte sich heraus, daß die beiden Musenjünger mit der Notenschrift auf Kriegsfuß standen. Also malte Kochan einen Baßschlüssel an die Tafel und daneben eine Note.
„Nun, meine Herren, was ist das?“
Eifriges Linien- und Zwischenraumabzählen setzte ein. Endlich einigten sich die beiden:
„“F!“
„Sehr schön, und wie heißt die Note, wenn ich jetzt ein ‚b‘ davor setze?“
Beide schauten sich verdutzt an:
„F – F – äh – Faß“, platzte der eine heraus.
Quatsch“, unterbrach ihn der andere, „das ist Bäff!“
14* Als Gustav Mahler den Komponisten Goldmark zu einer ‚Walküre‘-Aufführung einlud, erwiderte er auf dessen Bedenken, duch Wagners Musik beeinflußt zu werden:
„Quatsch, Sie essen ja schließlich auch Rindfleisch und sind noch kein Ochse geworden!“
15* Die meisten Orgelwerke Regers hat sein Freund Straube uraufgeführt. Nach einem Konzert mit einem anderen Organisten wurde der Komponist nach seiner Meinung gefragt und er sagte:
„Die Orgel hört‘ ich wohl – allein mir fehlt der Straube!“
16* „Nun wie hat Ihnen das Buch über Dmitri Schostakowitsch gefallen?“
„Danke, ganz ausgezeichnet. Ich finde nur, daß beschriebene Musik wie ein erzähltes Mittagessen wirkt.“
Anekdotenauslese bis hierher aus dem Buch:
„Zwischen Götterspeise und Ochsenmenuett“
Verlag Neue Musik, Berlin, 1973; Bemerkung: sehr zu empfehlen
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Gerade noch ein Blitzgedanke:
Zitat des amtierenden Chorleiters zum Publikumslied (Kanon) während eines Konzertes: „Wir teilen den Saal jetzt in drei gleiche Hälften.“