„Literarisches“ – Sommerkonzert des Chores 2014
Unter welchen Deckel passen Giovanni Boccaccios „Il Decamerone“ (zwischen 1349 und 1353), Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“ (1597) und „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling (1894)? – Diese literarischen Werke inspirierten Musiker zu Adaptionen der Stoffe: Domenico Maria Ferrabosco (1513-1574) vertonte das Tanzlied „Io mi son giovanetta“ („Ich bin ein junges Mädchen“) welches den neunten Tag im „Decamerone“ beschließt, Otto Nicolai schrieb die Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, uraufgeführt 1849, und Terry Gilkyson schrieb für den Disney-Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“ 1967 das Lied „The Bare Necessitys“, hierzulande gut bekannt unter dem Titel „Probier’s mal mit Gemütlichkeit„.
Literarisches also, womit der Titel des diesjährigen Chor-Sommerkonzertes des Collegium Musicum genannt ist.
Am 10. Juli 2014 bringen wir im Senatssaal der TU Bergakademie Freiberg (Universitätshauptgebäude, Akademiestraße 6) eine klingende Mischung aus vertonter Literatur verschiedenster Epochen zu Gehör.
„Es war ein König in Thule / Gar treu bis an das Grab / Dem sterbend seine Buhle / Einen goldnen Becher gab“ raunt es mythisch und bedeutungsschwer, wenn Liebe und Treue von Gretchen in Goethes „Faust I“ beschworen werden.
Locker-leicht dagegen dieser italienische Frühlingsgruß: „Io mi son giovinetta, e volentieri“ – Jung bin ich, und in diesen Frühlingsstunden / Ergötz ich singend mich und mit Behagen / Weil ich die Lieb in tiefer Brust empfunden! Gesungen und getanzt von zehn jungen adligen Sommerfrischlern in den Hügeln von Florenz – nach dem mittäglichen Schönheitsschlaf, versteht sich.
Langes Verweilen an einem Ort war und ist nicht die Stärke unserer Konzerte. Wir begeben uns weiter in das Dörfchen Anatevka (das gleichnamige Musical, welches 1964 uraufgeführt wurde, entstand nach dem jiddischen Roman „Tewje, der Milchmann“ von Scholem Alejchem) und weiter in die Metropolen der Swing-Ära. Guy de Maupassant schrieb 1885 den Roman „Bel-Ami„. 1939 borgte sich Hans Fritz Beckmann den Buchtitel für seinen gleichnamigen Schlager, der sich noch heute dank Max Rabe & Co einiger Popularität erfreut.
Dass wir zurückgekehrt sind in das Erzgebirge, werden die Zuhörer sofort bemerken, wenn wir Karl Mays musisches Werk in Erinnerung bringen: „Ave Maria“.
Unterstützung erfährt der Chor des Collegium Musicum von den Sängerinnen und Sängern von Cantus iuvenis aus Freiberg unter der Leitung von Peter Kubisch, die auch mit eigenen Beiträgen aufwarten werden.
Text: Torsten Mayer